Jörg Demus, musikal. Leitung "Die Spielzeugschachtel"

Spielzeugschachtel

„La Boite à Joujoux“ von Claude Debussy
am Klavier: Jörg Demus

Arminio Rothstein mit seinem Puppenensemble in "Die Spielzeugschachtel" von Debussy. Fadenbühne 1962

Die erste Vorstellung findet im Rahmen der Wiener Festwochen am 14. Juni 1962 im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses statt. Es wird ein heftig akklamierter Abend.

Die Produktion steht am Beginn einer kongenialen künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Jörg Demus und Arminio Rothstein.

Jörg Demus waltete Behutsam und delikat am Klavier. Erfand poetische, feine Tönungen für Debussys Musik,…

Neues Österreich 16.6.1962

…. spielte Jörg Demus aus dem Oeuvre Debussys, rhythmisch straff, präzise und genauso unparfümiert wie bisher, alle Poesie einfach einem höchst delikat nuancierten Anschlag anvertrauend. Demus weiß, wie er brillante Kleinmalerei aus Naturlauten, Lichteffekten und poetischen Assoziationen anzulegen hat…..

KHR, KURIER 16.6.1962

Der Premiere in Wien folgen weitere Aufführungen in Wien, Graz, Linz, Rom, Messina und Palermo sowie Vorstellungen im Rahmen einer Tournee durch Belgien und Holland.

Der bekannte amerikanische Pianist und Puppenspieler Norman Shetler ergänzt in wunderbarer Weise die gemeinsame künstlerische Arbeit.

Kritiken

Und plötzlich wurde es lebendig in diesem Ausschnitt: Seltsame Gesellen tauchten aus einer riesigen Spielzeugschachtel auf: eine Puppe begleitet von Harlekin und Pierrot, ein nichtsnutziger Polichinelle, der sich in die Puppe verliebt und diese einem armen Soldaten abspenstig macht. Es kommt zur Auseinandersetzung: Viele Polichinelles und Soldaten liefern einander eine traurige Schlacht. Unser armer Soldat wird verwundet und vom leichtsinnigen Polichinelle im Stich gelassen. Nun aber kümmert sich die Puppe um den Soldaten, pflegt ihn, verliebtsich in ihn. Die beiden bekommen am Land von einem Schäfer und einer Gänsehüterin je zwei Schafe und Gänse. Zwanzig Jahre später sieht man den bärtig gewordenen Soldaten und seine nun beleibt Puppenfrau im Kreise von fünf munteren Kindern; Polichinelle ist ihr Feldhüter geworden.

Das bunte, geheimnisvolle Leben der Puppen im Reich der unergründlichen Phantasie beheimatet und für kurze Zeit Wirklichkeit geworden, ist von zarter, poesievoller Musik begleitet. Niemand Geringerer als Claude Debussy hat sie geschrieben, um den alten Puppen seiner Tochter Mysterien zu entlocken.“

Neues Österreich, 16.6.1962

Es ist ein bittersüßes Geschichtchen um die Liebe eines Mädchens zu einem Soldaten, garniert mit Schäfer- und Schlachtszenen, Rundtänzen, bunten Aufzügen. Die Wiener Fadenbühne gestaltete die Pièce mit viel Geschmack und hauchte den kauzigen Puppengestalten vor dem hübschen bunten Bühnenprospekten faszinierende Lebendigkeit ein.

Die perfekte Übereinstimmung der Figurenbewegung mit dem Charakter der Musik verdient ein Sonderlob. Stürmischer Applaus.

KHR, KURIER 16.6.1962

Die erste Wiener Fadenbühne, welche die szenische Realisierung im Mozart-Saal übernommen hatte, löste ihre Aufgabe großartig. Das war ein Spiel, das man nach dieser einen Aufführung nicht wieder vergessen sollte – es müßte ein Repertoirestück werden und es könnte die Märchensendungen des österreichischen Fernsehens mit einer Köstlichkeit wesentlich bereichern – jung und alt würde damit Freude haben.

Neues Österreich, 16.6.1962

Fadenbühne im Künstlerhaus

Clown Habakuk von A-Z